Ziele vereinbaren / Ziele vereinbaren im Pflichtkontext

Stichwörter:

  • Die Ziele sind innerhalb des institutionellen Auftrages und der rechtlichen Rahmenbedingungen zu vereinbaren.
  • Subsidiaritätsprinzip: Subsidiäre Leistungen sind geltend zu machen und gehen der wirtschaftlichen Sozialhilfe vor.
  • Die PSA vertritt das Tripelmandat und muss in ihrem Handeln der Fachlichkeit gerecht werden sowie die Vorgaben des Sozialhilfegesetzes, inkl. interne Unterstützungsrichtlinien und Weisungen befolgen und auf die Bedürfnisse des Klienten eingehen.
  • Das Individualisierungsprinzip als Ausdruck des Ermessens bedeutet, dass im Bereich der Sozialhilfe im Rahmen der rechtlichen Regeln die (wirtschaftliche und erst Recht die persönliche) Hilfe jedem einzelnen Fall angepasst wird und sowohl den Zielen der Sozialhilfe im Allgemeinen als auch den Bedürfnissen des Betroffenen entsprechen (vgl. Mösch Payot, Ermessen in der Sozialhilfe.)

«K» erscheint pünktlich zu einem weiteren Termin. Für die PSA ist das Ziel mit «K» das Thema der Arbeitsuche anzugehen. Zuerst bespricht PSA mit dem Klienten seine Themen (Erkrankung seines Vaters, Wehrpflichtersatzabgabe, Schrank für sein Zimmer). PSA leitet zum Thema berufliche Integration über und erkundigt sich bei «K», welche Überlegungen er sich dazu gemacht habe. «K» äussert, dass er weiterhin selbstständig Arbeit suchen werde. Er sei zuversichtlich, dass er erfolgreich sein werde. «K» zeigt der PSA auf seinem Handy die Mails an die Zeitarbeitsfirmen und deren Absagen. Als Grund für die Absagen nennt «K» seinen Impfstatus. Bei den Zeitarbeitsfirmen sei er nur als geimpfte Person vermittelbar. Weitere Gründe könne er sich nicht vorstellen, ausser vielleicht deshalb, weil er schon längere Zeit vom Arbeitsmarkt abwesend sei. PSA zeigt sich verwundert über die Auflagen der Zeitarbeitsfirmen und informiert «K», dass der Impfstatus – mit Ausnahmen – nicht durch den Arbeitgeber erhoben werden dürfe. PSA erwähnt, dass Personen trotz fehlender Impfung durch Zeitarbeitsfirmen vermittelt werden konnten. «K» beharrt auf seiner Meinung. PSA erwähnt die arbeitsintegrativen Massnahmen und deren Möglichkeiten aus Sicht der Sozialhilfe. «K» begründet seine Ablehnung von arbeitsintegrativen Massnahmen damit, dass ihm diese Unterstützung bisher noch nie geholfen habe. Er kenne alles, ausser das von der PSA erwähnte Projekt «Enter» (Berufsabschluss für Menschen aus der Sozialhilfe). «K» äussert, dass er keine Motivation für eine Ausbildung habe. PSA erkundigt sich nach dem Grund für die Taggeldleistungen, welche er aus der Invalidenversicherung erhalten habe. «K» äussert sich dahingehend, dass ihn seine Möglichkeiten bei der Invalidenversicherung nicht interessieren würden. Er sei intelligent und nicht krank. «K» erwähnt, dass er seine Arbeitsbemühungen nicht dokumentieren werde. Den Zielkonflikt mit der Sozialhilfe kann er nachvollziehen, äussert jedoch, dass ihm Sanktionen egal seien. Er erlebe wie bei seinen Kollegen die Sozialhilfe gekürzt werde. Er könne gut mit wenig Geld leben. Lautstark verkündet er seinen Unmut über Vorschriften. Mit einer Kürzung der Sozialhilfe werde er keine Arbeit suchen und während langer Zeit von Sozialhilfe leben. Die PSA erkundigt sich, ob er bis zur Pensionierung mit Sozialhilfe unterstützt werden möchte. «K» zeigt einen erstaunten Gesichtsausdruck, wechselt das Thema und erkundigt sich nochmals wegen der Wehrpflichtersatzabgabe. Während die PSA den Flyer von Plusminus und Enter sucht, erkundigt sich «K» nach den Zeitarbeitsfirmen, welche nicht geimpfte Personen vermitteln würden. «K» sucht die, von der PSA erwähnten Firmen auf seinem Handy. PSA überreicht ihm die Flyer und das Formular zum Nachweis der Arbeitsbemühungen mit der Information, seine Suche zu dokumentieren.

Erste Sequenz: Gesprächseinstieg

«K» erscheint pünktlich zu einem weiteren Termin. Für die PSA ist das Ziel mit «K» das Thema der Arbeitsuche anzugehen. Zuerst bespricht PSA mit dem Klienten seine Themen (Erkrankung seines Vaters, Wehrpflichtersatzabgabe, Schrank für sein Zimmer).

Reflection in Action

  • Emotion Klient/in: Fühlt sich ernst genommen, wirkt leicht nervös, aber freundlich
  • Emotion Professionelle/r: Erleichtert, dass ein Thema kommt, leicht angespannt, vorbereitet, freundlich, zugewandt
  • Kognition Professionelle/r: PSA ist froh, dass Themen genannt werden, um daran gemeinsam zu arbeiten. PSA weiss aus dem vorherigen Gespräch, dass “K” bei seinen Themen viele biographische Hinweise teilt.

Zweite Sequenz: Arbeitssuche

PSA leitet zum Thema berufliche Integration über und erkundigt sich bei «K», welche Überlegungen er sich dazu gemacht habe. «K» äussert, dass er weiterhin selbstständig Arbeit suchen werde. Er sei zuversichtlich, dass er erfolgreich sein werde. «K» zeigt der PSA auf seinem Handy die Mails an die Zeitarbeitsfirmen und deren Absagen. Als Grund für die Absagen nennt «K» seinen Impfstatus. Bei den Zeitarbeitsfirmen sei er nur als geimpfte Person vermittelbar. Weitere Gründe könne er sich nicht vorstellen, ausser vielleicht deshalb, weil er schon längere Zeit vom Arbeitsmarkt abwesend sei. PSA zeigt sich verwundert über die Auflagen der Zeitarbeitsfirmen und informiert «K», dass der Impfstatus – mit Ausnahmen – nicht durch den Arbeitgeber erhoben werden dürfe. PSA erwähnt, dass Personen trotz fehlender Impfung durch Zeitarbeitsfirmen vermittelt werden konnten. «K» beharrt auf seiner Meinung.

Reflection in Action

  • Emotion Klient/in: Klar in der Körperhaltung, selbstsicher, genervt und zunehmend gereizt von den Rückfragen, dass Arbeitssuche kontrolliert wird. Empfindet Zweifel von PSA an Kompetenz. Gefühl, dass in Privatsphäre eingedrungen wird.
  • Emotion Professionelle/r: Genervt, leicht gereizt, aber freundlich, ernüchtert, misstrauisch zu den Äusserungen, enttäuscht, nicht weiterzukommen. Zieht sich zurück, körperlich sichtbar in einer Abwehrhaltung.
  • Kognition Professionelle/r: “K” erwähnt wieder das selbe Thema, es passiert wenig, keine Handlungsschritte. Verständnisfrage zu den Absagen. Aussagen werden als Schutzbehauptungen gedeutet. Ich bin mir unsicher, ob die Vorgaben der Impfung bei Zeitarbeitsfirmen stimmen. Wie kann er sich öffnen?

Dritte Sequenz: Arbeitsintegration und Angebot Sozialhilfe

PSA erwähnt die arbeitsintegrativen Massnahmen und deren Möglichkeiten aus Sicht der Sozialhilfe. «K» begründet seine Ablehnung von arbeitsintegrativen Massnahmen damit, dass ihm diese Unterstützung bisher noch nie geholfen habe. Er kenne alles, ausser das von der PSA erwähnte Projekt «Enter» (Berufsabschluss für Menschen aus der Sozialhilfe). «K» äussert, dass er keine Motivation für eine Ausbildung habe. PSA erkundigt sich nach dem Grund für die Taggeldleistungen, welche er aus der Invalidenversicherung erhalten habe. «K» äussert sich dahingehend, dass ihn seine Möglichkeiten bei der Invalidenversicherung nicht interessieren würden. «K» erwähnt, dass er seine Arbeitsbemühungen nicht dokumentieren werde. Den Zielkonflikt mit der Sozialhilfe kann er nachvollziehen, äussert jedoch, dass ihm Sanktionen egal seien. Er erlebe wie bei seinen Kollegen die Sozialhilfe gekürzt werde. Er könne gut mit wenig Geld leben. Lautstark verkündet er seinen Unmut über Vorschriften. Mit einer Kürzung der Sozialhilfe werde er keine Arbeit suchen und während langer Zeit von Sozialhilfe leben. Die PSA erkundigt sich, ob er bis zur Pensionierung mit Sozialhilfe unterstützt werden möchte. «K» zeigt einen erstaunten Gesichtsausdruck, wechselt das Thema und erkundigt sich nochmals wegen der Wehrpflichtersatzabgabe.

Reflection in Action

  • Emotion Klient/in: Fühlt sich Unverstanden, verärgert, konfrontativ, fühlt sich bevormundet, widerstandsfähig, kompetent, etwas entgegenhalten zu können
  • Emotion Professionelle/r: Fühlt sich hoffnungslos, ratlos, hilflos, gereizt und gleichzeitig anerkennend, dass der Klient für sich einstehen kann
  • Kognition Professionelle/r: Hilfsstrategie konnte noch nicht entwickelt werden. Wie kann sich “K” auf das Thema IV einlassen? PSA interessieren die Gründe für das Taggeld um eine Einschätzung zu machen, welcher Weg sinnvoll ist. Zugang zum Thema Arbeitssuche noch erschwert. Klient führt, er geht seinen Weg. Ist es sinnvoll ihn dabei zu unterstützen, obwohl er nichts findet? Welche Vorgaben machen Sinn?

Vierte Sequenz: Gesprächsabschluss

Während die PSA den Flyer von Plusminus und Enter sucht, erkundigt sich «K» nach den Zeitarbeitsfirmen, welche nicht geimpfte Personen vermitteln würden. «K» sucht die, von der PSA erwähnten Firmen auf seinem Handy. PSA überreicht ihm die Flyer und das Formular zum Nachweis der Arbeitsbemühungen mit der Information, seine Suche zu dokumentieren.

Reflection in Action

  • Emotion Klient/in: Desinteressiert hinsichtlich des Flyers, dankbar für Namen der Zeitarbeitsfirmen, fühlt sich nicht ernst genommen und trotzig.
  • Emotion Professionelle/r: Konsterniert, unzufrieden.

Kognition Professionelle/r: Fokus bei PSA nicht mehr auf Gesprächsführung, scheint Klient zu erleichtern, nachzufragen. Was bedeutet es, dass er sich, als die Arbeitssuche nicht im Fokus ist, nach den Zeitarbeitsfirmen erkundigt?

Fragen

Erklärungswissen:

Was bräuchte er um seine Ziele zu erreichen?

Woher kommen der Widerstand und die Abwehrreflexe des Klienten?

Interventionswissen:

Wie lässt sich die Motivation des Klienten im Rahmen der Beratung auf der Sozialhilfe im Spannungsfeld des Doppelmandats fördern, wenn divergierende Ziele auftreten?

Wie kann die PSA in der Beratung mit Widerstand umgehen?

Organisations- und Kontextwissen:

Womit kann die PSA arbeiten, um individuelle Zielsetzungen des Klienten in Einklang mit dem Auftrag des Pflichtkontextes zu bringen?

Wertewissen:

Welche Werte sind in der professionellen Begleitung von Klienten in der Sozialhilfe handlungsleitend?

5.1      Erklärungswissen – Warum handeln die Personen in der Situation so?

Frage: Wie kann der Klient befähigt werden, um ein in seinen Augen gelingendes Leben führen zu können?

Was bräuchte er um seine Ziele zu erreichen?

  • Befähigungsansatz (Amartya Sen und Martha Nussbaum) (Janine)

Der Befähigungsansatz, auch Verwirklichungsansatz genannt, ist ein Konzept, dass die individuelle, aber auch die gesellschaftliche Wohlfahrt messen und darstellen möchte. Dieses Konzept wurde von Amartya Sen ab 1979 entwickelt und in verschiedenen Projekten weiter ausgebaut. Der Befähigungsansatz möchte den Wohlstand einer Gesellschaft in verschiedenen Kenngrössen erfassen. Es geht um die Frage, was der Mensch für ein gutes, erfüllendes Leben braucht. Es geht dabei nicht nur um materielle Ressourcen, sondern um Befähigung (Verwirklichungschancen) um das Leben erfolgreich gestalten zu können.

Basis des Konzeptes ist ein differenzierter Freiheitsbegriff, der Mensch soll selbstbestimmt Leben können. Freiheit umfasst zum einen die Abwesenheit von Hindernissen (negative Freiheit), aber vor allem auch die Möglichkeit nach den eigenen Wünschen zu handeln (positive Freiheit). Z.B. politische Freiheiten, ökonomische Freiheiten/ Bedingungen des Tauschens, soziale Chancen/ Bildung, Pressefreiheit, soziale Sicherheit.

Um die Wohlfahrt zu messen schlägt Sen vor den Grad der als „objektive Möglichkeit“ bestehenden Verwirklichungschancen zu messen. Aus der Kombination von Fähigkeiten ergeben sich Verwirklichungschancen/ objektive Möglichkeiten, also das was eine Person erreichen kann. Voraussetzung sind aber nicht nur körperliche Fähigkeiten, sondern auch soziale Merkmale (Soziale Praktiken, Infrastruktur…) (vgl. https://de.m.wikipedia.org/wiki/Befähigungsansatz Zugriffsdatum 24.4.2022)

Martha Nussbaum formuliert 10 Fähigkeiten des Menschen

1.     Lebenswertes Leben, nicht vorzeitig sterben

2.     Gesundheit (Nahrung…)

3.     Integrität (friedvolles Leben…)

4.     Sinne, Vorstellungen, Gedanken

5.     Bindung, Liebe, Traurigkeit

6.     Praktische, kritische Vernunft

7.     Verbundenheit/ Beziehung/ Familiäres

8.     Verbundenheit, Natur, Tiere…

9.   Lachen, Freude, Spielen

10.  Sein eigenes Leben führen

(vgl. https://lehrerfortbildung-bw.de/u_gewi/ethik/gym/bp2004/fb2/2_analyse/6_nussbaum/ Zugriffsdatum 24.4.2022)

Die Fähigkeiten sind miteinander vernetzt. Ein Defizit in einer Fähigkeit führt meist auch zu Defiziten in anderen Fähigkeiten.

Welche Verwirklichungschancen und welche Fähigkeiten in einer Gesellschaft als wertvoll angesehen werden ist von partizipativen sozialen Entscheidungen und demokratischen Diskursen abhängig. Die Verwirklichungschancen sind immer in gesellschaftliche Zusammenhänge eingebunden. Der Befähigungsansatz kann nicht nur bei der Bewertung von Armut, sondern auch bei der Diskussion sozialer Ungleichheit und Fragen der Gerechtigkeit verwendet werden. (vgl. https://de.m.wikipedia.org/wiki/Befähigungsansatz Zugriffsdatum 24.4.2022)

Relationierung

Der Klient ist, trotz seiner Motivation sich einen Job zu suchen, bisher wenig erfolgreich darin. Es scheint, als ob er sich in seiner Autonomie gefährdet sieht, wenn die PSA sehen möchte wo er sich beworben hat. Seine Selbstständigkeit zu wahren, gerade auch in der Jobsuche, ist ihm offensichtlich sehr wichtig. Dies ist angesichts dessen, dass Integrität eine elementare Fähigkeit des Menschen darstellt auch sehr nachvollziehbar. Er sieht sich selbst als gesund an, und möchte nichts mit der IV zu tun haben. Nichts mit der IV zu tun haben zu wollen, könnte auch den Hintergrund haben, dass er in seiner Lebensgestaltung frei sein möchte, sein eigenes Leben leben möchte, ohne an allfälligen Massnahmen der IV teilnehmen zu müssen. Vielleicht hat er in seinem Leben Erfahrungen gemacht, dass Schwäche oder Abhängigkeit ausgenutzt wurde/ ihm Schaden zugefügt wurde/negativ reagiert wurde. Seine Reaktion kann demnach Ausdruck sein, die Fähigkeit Bindung und emotionale Zuwendung zu sichern. Seine (unbewussten) Ängste blockieren ihn möglicherweise so, dass er es nicht schafft, Unterstützung bei der Jobsuche anzunehmen, bzw. die Möglichkeiten der IV in Betracht zu ziehen. Dass er selbstständig nach Arbeitsstellen sucht, weist darauf hin, dass er gerne Arbeiten möchte und daraus wohl auch einen (Lebens)Sinn ziehen könnte. Um ihn dazu zu befähigen bzw. seine Fähigkeit psychische Gesundheit zu stärken, wäre eine Option die dahinterliegenden Probleme anzuschauen und am Selbstbewusstsein, der Identität und dem Selbstverständnis zu arbeiten.

Quellen: Zugriff 24.4.2022

  • Lebensbewältigung (Lothar Böhnisch) (Martin)

Leitfrage aus der Reflection in action: Woher kommen der Widerstand und die Abwehrreflexe des Klienten?

Für Böhnisch (2019: 14-34) steht der Begriff der Lebensbewältigung im Zentrum seiner Theorie der Sozialen Arbeit. Lebensbewältigung wird dabei als Streben nach psychosozialer Handlungsfähigkeit in kritischen Lebenskonstellationen verstanden. Handlungfähig ist der Mensch, wenn er sich sozial anerkannt, wirksam und in seinem Selbstwert gestärkt fühlt. Empfindet sich ein Mensch selbst als handlungsunfähig, entsteht eine innere körperlich-seelische Spannung. Diese kann durch Thematisieren, das heisst darüber sprechen in sozialen Beziehungen, abgebaut werden. Ist das Thematisieren nicht möglich, muss der Druck anderweitig abgebaut werden. Die Hilflosigkeit wird heraus gedrängt, abgespaltet und kompensiert.

Gerade in kritischen Lebenssituationen ist der Selbstbehauptungstrieb existenziell. Wenn dies nicht mit sozial konformem Verhalten erreicht werden kann, dann wird davon abweichendes Verhalten begünstigt. Dieses antisoziale und destruktive Verhalten ist ebenso ein Bewältigungsverhalten, hinter dem jedoch Hilflosigkeit und das Unvermögen sich mit dem gestörten Selbst auseinanderzusetzen, stecken. In der Sozialen Arbeit geht es folglich oft darum, dass Adressatinnen trotz aller Hilflosigkeit, etwas wert sein wollen, anerkannt werden möchten und sich nicht aufgeben wollen.

Böhnisch (2019: 35-43) fokussiert auch auf geschlechtsspezifische Unterschiede. Für Männer stellt er fest, dass Hilflosigkeit als Schwäche und soziale Impotenz gilt und daher in der männlichen Gesellschaft ein Tabu ist. Folglich muss alles rationalisiert werden und der Mann muss immer funktionieren. Bei kritischen Lebenssituationen kann es nun aber sein, dass diese männlichen Bewältigungsstrategien nicht mehr funktionieren. Besonders auch bei jungen Männern, die keinen Zugang zum Arbeitsmarkt finden und unter sozialem Statusdruck stehen. Dabei entsteht Stress und Hilflosigkeit, die aber abgespaltet werden müssen. Die Soziale Arbeit kann nun ein Ort sein, wo Männer für sonst «unmännliches» Verhalten Anerkennung und Ermunterung erfahren.

Die Soziale Arbeit soll den KlientInnen Möglichkeiten anbieten, damit sie erfahren, dass ihre bisherigen problematischen Lebensbewältigungen nicht mehr notwendig sind. Dies bedingt, dass die Klientinnen in Räumen und Beziehungen Anerkennung und Selbstwirksamkeit erfahren und eine Sprache für ihre eigenen Bedürfnisse finden.

Relationierung des Ansatz Lebensbewältigung

Die Sozialhilfe schafft eine grosse Abhängigkeit und auferlegt den Soziahilfebeziehenden viele Vorgaben und Auflagen. Der Ansatz der Lebensbewältigung geht nun aber davon aus, dass es gerade in kritischen Lebenslagen essenziell ist, selbst Lösungen zu finden und sich als handlungsfähig zu erleben. Dies zeigt sich auch in der vorliegenden Situation. Dem Klienten ist es sehr wichtig darauf hinzuweisen, dass er selber eine Arbeit sucht und findet und dabei nicht auf Hilfe angewiesen ist. Die Schuld daran, dass er keine Arbeit findet, schiebt er darauf, dass er als Ungeimpfter benachteiligt wird. Es ist wichtig, dass er in der Sozialhilfe erlebt, dass er etwas wert ist und er und seine Bemühungen anerkannt werden. Die Soziale Arbeit kann für ihn ein Raum sein, in dem er positive Erfahrungen macht, die er dann auch auf andere Beziehungen übertragen kann.

Die Theorie der Lebensbewältigung bietet auch einen Erklärungsansatz für die Tabuisierung des Themas Krankheit und IV-Bezug durch den Klienten. Krank sein kann als Hilflosigkeit betrachtet werden und steht somit für das eigene Nicht-Funktionieren. Dem Klienten gelingt es nicht, diese Hilflosigkeit gegenüber der PSA zu thematisieren. Er grenzt sich davon ab und schiebt so auch die Idee vom IV-Bezug von sich. Mit der Theorie der Lebensbewältigung kann auch die Hypothese aufgestellt werden, dass sich diese Abgrenzung für ihn positiv anfühlt und Entspannung bietet, da es eine aktive Form der Lebensbewältigung darstellt und er Selbstwirksamkeit erfährt.

5.2      Interventionswissen – Wie kann ich als professionelle Fachperson handeln? (Fabio)

Leitfragen

Folgende Fragen aus der Reflection in Action des vorliegenden Falls sollen mit relevantem Interventionswissen relationiert werden:

  1. Wie lässt sich die Motivation des Klienten im Rahmen der Beratung auf der Sozialhilfe im Spannungsfeld des Doppelmandats fördern, wenn divergierende Ziele auftreten?
  2. Wie kann die PSA in der Beratung mit Widerstand umgehen?

Sammlung Interventionswissen

  • Motivationsförderung im Zwangskontext: Fokus Klug/Zobrist
  • Methoden zur Motivationsförderung und Verhaltensänderung: Fokus Motivational Interviewing

Leitfrage 1

Wie lässt sich die Motivation des Klienten im Rahmen der Beratung auf der Sozialhilfe im Spannungsfeld des Doppelmandats fördern, wenn divergierende Ziele auftreten?

Zielbildung im Spannungsfeld des Doppel- und Tripelmandats

Beratung des Sozialdienstes findet im Rahmen des Doppelmandats statt. Dieses Spannungsfeld bildet die Ausgangslage der Beratung. Im Spannungsfeld des Doppelmandats bedeutet Beratung in der Sozialhilfe einerseits ein Hilfsangebot für die Klient*innen, andererseits eine Kontrollaufgabe als gesellschaftlicher Auftrag. Das heisst mit anderen Worten: Die Zielrichtung, in der sich ein Klient auf dem Sozialdienst befindet, ist nicht ganz frei verhandelbar (vgl. Klug/Zobrist 2021: 54). Gewisse Autoren weiten das Doppelmandat zu einem Tripelmandat aus, da die berufsethische Dimension ebenfalls eine Rolle spielt (vgl. Staub-Bernasconi 2018: 111-124). Dieses Spannungsfeld wird in der vorliegenden Situation dahingehend deutlich, dass die Zielrichtung des Klienten mit der Zielrichtung der PSA und der Profession synchronisiert werden muss. Vor diesem Hintergrund geht es daher zunächst um eine genaue Auftragsklärung im Beratungssetting.

Orientierung: Auftrags- und Rollenklärung

Wenn Motivation zur Zielerreichung, bzw. zur Bestimmung des Veränderungsthemas, gefördert werden will, braucht es zunächst eine klare Auftrags- und Rollenklärung.

Anlässlich des Spannungsfelds des Doppelmandats geht es in der Beratung der Sozialhilfe zunächst darum, das Veränderungsthema im Kontext des Auftrags der Sozialhilfe zu klären. Im vorliegenden Fall wird deshalb die Motivationslage des Klienten innerhalb des bestehenden Auftragskontextes erhoben. Das kann mit dem Interventionswissen zur Motivationsförderung bei Klug und Zobrist relationiert werden, die ein Methodenmanual als praxistaugliche Handlungsanleitung entwickelt haben (vgl. Klug/Zobrist 2021: 95-155).

Relationierung: Aufschlussreich im Zusammenhang mit unserer vorliegenden Situation ist besonders das Modul A: Orientierung. Wer will eigentlich was von wem?

 

Intervention 1 im Manual von

Klug/Zobrist: Wer will was von wem

 

Relationierung auf die vorliegende Situation

 

1. Visualisieren, wie sich der Zwangskontext konstituiert: Was sind die Rahmenbedingungen der Beratung

Rahmenbedingungen der Beratung im Kontext der Sozialhilfe klären: Wozu ist die PSA genau zuständig? Was ist ihr institutioneller Auftrag? Ggf. mit Klienten nochmals besprechen und visualisieren.

 

2. Gegenseitige Erwartungen klären: Welche Erwartungen sind von den beteiligten Akteuren von Bedeutung?

Welche Erwartungen an die Zusammenarbeit mit dem Klienten hat die PSA? Macht sie die

Erwartungen transparent? Welche Erwartungen bringt der Klient mit? In der vorliegenden Situation

besteht hier Klärungsbedarf.

 

3. Was gilt als unveränderbar?

Rechtliche Vorgaben der Sozialhilfe bei der finanziellen Unterstützung und Auftrag für arbeitsintegrative Massnahmen.

4. Welche Erwartungen müssen erfüllt sein, damit der Auftrag abgeschlossen ist?

Klärungsbedürftig, da der Auftrag in der vorliegenden Situation eben noch nicht ausreichend geklärt ist.

 

5. Auftrag und Rollenklärung erfolgt in Co-Produktion. Klienten werden in diesen Klärungsprozess integriert.

Was ist genau der Auftrag des Klienten? Wurde er ermittelt? In der vorliegenden Gesprächssequenz kommt er nicht deutlich zum Vorschein.

Herausfinden, was genau der Klient will und ob und

wie die PSA dabei helfen kann.

 

 

6. PSA klärt ihr Selbstverständnis: Ist sie sich der Rollen und Aufträge im Klaren?

Welche Rolle kommt der PSA zu? Vermittelt die

PSA? Nimmt sie die Bedürfnisse und Erwartungen des Klienten wahr und ernst oder weiss sie schon im Voraus, was für ihn wichtig ist?

Gesprächssequenz drängt die Aufgabe auf, dass

die PSA ihr Selbstverständnis prüft.

Klug und Zobrist identifizieren in ihrer Untersuchung der Motivationsförderung von Klienten im Zwangskontext sechs methodische Grundprinzipien (vgl. Klug/Zobrist 2021: 90-93). Ausgangslage dieser methodischen Grundprinzipien ist ein integriertes bio-psycho-soziale Verständnis von Motivation:

Grundprinzipien der Motivationsförderung bei Klug und Zorbist

Grundprinzipien nach Klug/ Zorbist

 

Relationierung auf die vorliegende Situation

1. Theoretische Basis:

Professionelle Interventionen brauchen eine solide theoretische Basis. Als theoretische Basis bietet sich im Zusammenhang mit der Motivationsförderung das

Transtheoretische Modell (TTM) von Prochaska und Levesque an. Dabei handelt es sich um ein Modell, das von verschiedenen Motivationsstufen ausgeht und stufengerechte Interventionen reflektiert (vlg. Klug/Zorbist 2021:

40-50).

 

Motivationsstufe des Klienten gemäss dem Transtheoretischen Modell von Prochaska und Levesque ermitteln. Der Klient scheint noch nicht konkret über eine Verhaltensänderung nachzudenken. In der vorliegenden Situation fehlt diese Analyse.

Problembewusstsein seitens des Klienten schärfen, weil praktische Veränderungsschritte erst mit einem Problembewusstsein erfolgen. Hier nächster Schritt: Steigerung des Problembewusstseins durch hartnäckiges Nachfragen, damit ein Kontrast entsteht

zwischen dem derzeitigen Zustand und einer positiven Zukunft. Wo will der Klient genau hin? Wie kommt er dorthin?

2. Auftrag und Rollen klären: Wer definiert das Veränderungsthema? Der Klient, die PSA oder Dritte?

 

Auftragsklärung gemäss Schritt 1 im oben beschriebenen Manual

 

3. Die Motivation erheben: Motivationsdiagnostik. Als Basis kann das Stufenmodell aus dem TTM beigezogen werden

Wichtiger Schritt in der vorliegenden Situation.

Unbedingt Stadium der Absicht/ Motivation eruieren. Welche Veränderungsmotivation hat der Klient überhaupt? Wo steht er im Prozess der

Absichtsfindung? Wie kann ich ihn nach der

Absichtsbildung zur Handlung begleiten?

 

4. Den Schritt von der Absicht ins Handeln unterstützen: Die Interventionen müssen immer der Motivationsstufe entsprechen, auf der sich der Klient befindet.

Eine Planung von gesundheitsfördernden Massnahmen durch einen IV-Antrag hat keinen Sinn, wenn der Klient aus seiner Sicht keine gesundheitlichen Probleme hat. Neu fragen, auf

welcher Stufe der Veränderungsabsicht der Klient steht

und entsprechende Interventionen ableiten.

5. Kontextfaktoren erkennen und nutzen: Gemäss der bio-psycho- sozialen Auffassung von Motivation ist Motivation kein ausschliesslich

innerpsychischer Prozess, sondern entsteht in sozialer Interaktion mit

sozialen Kontexten.

Herausfinden, wie das soziale Netz des Klienten aussieht, worin dort seine Ressourcen verborgen sind, was den Klienten bewegt und beschäftigt, wie er sozial interagiert, was szenisch abläuft, wenn die PSA ihn in der Beratung erlebt, analysieren und rückmelden wie er auf die Interventionen reagiert. Gemeinsam an einem erarbeiteten Ziel/Auftrag arbeiten.

6. Die Beziehung zwischen Klienten

 

und PSA zur Motivationsförderung nutzen: Beziehungsgestaltung zwischen Klient und PSA ist so zu gestalten, dass sie hilfreich ist für das Ziel der Motivationsförderung. Die von Sachse vorgeschlagene Dreiteilung von

Beziehungsgestaltung ist dabei bedeutsam (vgl. Sachse 2006: 33). – Prinzipien der allgemeinen

Beziehungsgestaltung: Verstehen, Wärme, Akzeptanz – Prinzipien der komplementären

Beziehungsgestaltung – Prinzipien der störungsspezifischen

Beziehungsgestaltung

 

 

Prinzipien der allgemeinen

Beziehungsgestaltung: Verstehen, Wärme, Akzeptanz

Begegnet die PSA dem Klienten emphatisch? Versteht die PSA seine momentane Lebenssituation? Wie nimmt die PSA seine Anliegen auf? Akzeptiert die PSA ihn als Person und trennt seine Person von seinem aktuellen Widerstand und Frust?

 

 

·     Prinzipien der komplementären Beziehungsgestaltung

Wie gestaltet die PSA die Beziehung? Ist die PSA in der Expertenrolle, die weiss, was zu tun ist, oder begegnet sie dem Klienten auf Augenhöhe. In der vorliegenden Situation braucht es hier eine Verschiebung zu einem kooperativen Miteinander.

Selbstverständnis der Expertenrolle hinterfragen.

 

· Prinzipien der störungsspezifischen Beziehungsgestaltung

Wie geht die PSA mit Widerstand um? Spricht sie den Widerstand an? Versucht sie gemeinsam mit dem

Klienten an diesem Widerstand zu arbeiten? Hier dienen die Grundsätze der Motivierenden

Gesprächsführung als Grundlage.

 

Leitfrage 2

Wie kann die PSA in der Beratung mit Widerstand umgehen?

Umgang mit Widerstand auf der Basis des methodischen Ansatzes «Motivational Interviewing»

Im Umgang mit Widerstand gibt der Ansatz Motivational Interviewing eine gute Stossrichtung (vgl. Miller/Rollnick 2015: 232ff). Motivational Interviewing ist ein klientenzentrierter und direktiver Ansatz der Gesprächsführung zur Erhöhung der Eigenmotivation. Der Ansatz wurde von Rollnick und Miller entwickelt und hat sich besonders in der Suchtbehandlung verbreitet (vgl. Miller/Rollnick 2015).

«Motivational Interviewing ist ein kooperativer Gesprächsstil, mit dem wir einen Menschen in seiner eigenen Motivation zur und seinem eigenen Engagement für Veränderung stärken können» (Miller/Rollnick 2015: 27)

Widerstand benennen sie in der neusten Auflage des Standardwerks zur motivierenden Gesprächsführung als Sustain Talk und meinen damit die gegen eine Veränderung gerichteten Motivationen und Argumente eines Klienten und entpathologisieren damit das Bedeutungsfeld des Begriffs «Widerstand», indem sie es als natürlichen Teil des Veränderungsprozesses deuten (Vgl. Miller/Rollnick 2015: 232).

Die für uns entscheidende Frage lautet also: Wie reagiere ich als PSA am besten auf Sustain Talk?

| Reaktionen auf Sustain Talk (gegen eine Veränderung gerichtete Motivation) | Relationierung auf die vorliegende Situation | | — | — | |

  1. Nicht darauf anlegen, weiteren Sustain Talk zu provozieren. | Sustain Talk kann nur überwunden werden, wenn das Veränderungsziel klar ist. D.h. Veränderungsziel klären und Fokus bestimmen. | |
  2. Reflektierende Reaktionen auf Sustain Talk |   | | ·      Direkte Reflexion | ·      Aufnehmen, was der Klient sagt, direkt reflektieren, um damit Ambivalenz sichtbar machen zu können. | | ·      Erweiterte Reflexion | ·      Change Talk evozieren durch Akzentuierung der Aussage zur Bewusstwerdung der Ambivalenz. | | ·      Zweiseitige Reflexion | ·      Ambivalenz mit «und» statt mit «aber» aufzeigen | | ·      Strategische Reaktionen | Beispiele: | | o   Betonung der persönlichen Autonomie | o   «Das ist ganz Ihre Entscheidung» | | o   Refraiming | o   «Wenn wir Invalidenversicherung hören, können wir schnell das Gefühl haben, selbst krank zu sein. So fühlen Sie sich aber nicht. Ich verstehe darunter vor allem gezielte Unterstützungsangebote, die die Lebenssituation verbessern können» | | o   Sich auf die Seite des Klienten stellen | o   “Ich verstehe gut, dass Sie diese Impfgeschichte verunsichert” |

5.3      Erfahrungswissen – Woran erinnere ich mich, was kenne ich aus ähnlichen Situationen?

  • Für Menschen mit schlechten Erfahrungen mit Behörden ist die Selbstbestimmung extrem wichtig.
  • Zeitdruck kann zu Abkürzungen im Prozessverlauf führen, wie etwa zu schnelles Vorangehen in Gesprächen, oder sich zu wenig Zeit für die Gesprächsvorbereitung nehmen.
  • Veränderungsprozesse benötigen Zeit, Stabilität und Sicherheit. Stigmatisierung von Krankheit, negatives Bild von Personen, die Leistungen aus der Invalidenversicherung beantragen.
  • Es ist essenziell im Konflikt in Beziehung bleiben, Sicherheit zu geben und sachlich zu bleiben.
  • Menschen mit einem unsicheren Selbstbild intensivieren ihre Bemühungen die eigene Identität nach aussen klar darzustellen und zu schützen. Etwa in dem sie jeden Bestandteil ihrer Selbstständigkeit um jeden Preis erhalten wollen.
  • Die Auseinandersetzung mit einem möglichen IV- Bezug verlangt, sich einzugestehen in einem bestimmten Bereich vielleicht nicht fähig (also nicht arbeitsfähig) zu sein. Dies kann ein massiver Eingriff in die eigene Identitätswahrnehmung darstellen.
  • Das Nicht-Gelingen eines Vorhabens auf äussere Faktoren zu projizieren, schützt das eigene Selbstbild.
  • Wenn Massnahmen und Versuche immer wieder scheitern und gleichzeitig keine erfolgreichen Versuche zum Ausgleich bereitstehen, hat der Mensch die Tendenz für die Zukunft auch an Misserfolge zu glauben. Um nicht noch mehr Misserfolge zu erleben, scheint es dann besser für das Selbstbild, es gar nicht erst zu versuchen.

5.4      Organisations- und Kontextwissen – Welche Rahmenbedingungen beeinflussen mein Handeln?

  • Womit kann die PSA arbeiten, um individuelle Zielsetzungen des Klienten in Einklang mit dem Auftrag des Pflichtkontextes zu bringen?

Sozialhilfe als Pflichtkontext

Die Sozialhilfe Basel Stadt definiert im Grundlagenkonzept  die finanzielle Eigenständigkeit von Klientinnen als wichtigste Zielsetzung. Ist bei Klientinnen ein Veränderungspotential in Bezug auf die Lebenssituation oder ihr Verhalten erkennbar und wird dadurch eine mittelfristige Ablösung oder eine Reduktion der Unterstützungskosten realistisch, werden sozialarbeiterische Ressourcen eingesetzt.

Die Sozialhilfe Basel Stadt fasst unter dem Begriff der Sozialberatung, die Leistungen der materiellen und der persönlichen Hilfe zur Realisierung der Ziele der  individuellen Sozialhilfe zusammen.  Was zu bearbeiten ist, wird durch die Sozialhilfe mitbestimmt und kontrolliert. Es besteht eine Pflicht der Hilfe zur Selbsthilfe (Arbeitssuche und Annahme, Verbesserung der Lebenslage). Der Weg in die berufliche Re(Integration) ist abhängig davon, welche Ursachen die fehlende finanzielle Eigenständigkeit von Klient*innen hat.

Auftrag Berufliche Integration:

  • Zuweisung ins Arbeitsintegrationszentrum als Kompetenzzentrum Arbeit mit seinen vielfältigen Möglichkeiten zur Unterstützung bei der Re(Integration) in den Arbeitsmarkt und/oder der Abklärung der Arbeitsmarktfähigkeit bei einer unklaren gesundheitlichen Situation
  • Anmeldung bei der Invalidenversicherung für Leistungen bei Vorhandensein einer IV-relevanten, langandauernden Erkrankung oder im Rahmen der Frühintervention
  • Verwaltungsverfahren: Schreiben mit der Pflicht zur Arbeitssuche/ Annahme einer Beschäftigung nach Art. 14 SHG inkl. Nachweis von Arbeitsbemühungen.

Fallsteuerung Das Konzept der Sozialhilfe Basel Stadt sieht vor, dass im Rahmen der Fallsteuerung der sozialarbeiterische Handlungsbedarf ermittelt wird und in Kombination mit der Fallstrategie eine Segmentierung stattfindet. Klient*innen, bei welchen die Berufliche Integration in den ersten Arbeitsmarkt im Vordergrund steht, werden durch das Intake automatisch für arbeitsmarktliche Massnahmen ins Arbeitsintegrationsprojekt angemeldet (vgl. Grundlagenkonzept, Kapitel 8. Konzept der Fallsteuerung).

Qualitativ gute Fallführung Wird die Mitwirkungspflicht bei den arbeitsmarktlichen Massnahmen verletzt , sind im Rahmen des Verwaltungsverfahren Sanktionen zu prüfen. Für solche Fälle greift das Konzept Qualität und Controlling in der allgemeinen Sozialhilfe unter Kapitel 2. Qualität. Es wird beschrieben, dass eine qualitativ gute Fallführung auf einer umfassenden Situationsanalyse unter besonderer Berücksichtigung des Individualprinzips, des Subsidiaritätsprinzips, der Ausübung des pflichtgemässen Ermessens sowie der korrekten Ausrichtung der individuell bemessenen wirtschaftlichen Hilfe beruht. Sozialhilfeleistungen werden nach einer Klärung der Bedürftigkeit ausgerichtet, wenn sich die betroffene Person nicht rechtzeitig aus eigenen Mitteln selber helfen kann. Das Subsidiaritätsprinzip beinhaltet die Geltendmachung finanzieller Leistungen aus privat- oder öffentlich-rechtliche Ansprüche sowie Leistungen Dritter, diese Leistungen gehen der Sozialhilfe vor. Das Subsidiaritätsprinzip beinhaltet ebenfalls, dass die betroffene Person zunächst alles zumutbare unternehmen muss, um ihre Notlage selbständig zu beheben. Unter dem Begriff der Ausübung des pflichtgemässen Ermessens und der korrekten Ausgestaltung der individuell bemessen Hilfe wird ein rechtlich eingeräumter Entscheidungsspielraum verstanden. Dieser Entscheidungsspielraum darf nicht nach Belieben gewährt werden, sondern ist pflichtgemäss auszuüben und nachvollziehbar zu begründen (vgl. ebd. 2.1., S 7). Dem Konzept ist zu entnehmen, dass unter dem Bekenntnis zur Qualität (vlg. ebd 2.1 S. 5) die Fallführung durch die Mitarbeitenden zielgerichtet, kohärent und transparent zu erbringen ist . Die Qualität schafft die Voraussetzung um die Prinzipien wie Subsidiaritätsprinzip, Pflichtgemässes Ermessen und Individualisierungsprinzip (vgl. ebd.. 2.1.2 Grundprinzipien der Sozialhilfe, S.7ff) professionell umzusetzen und Abweichungen zu begründen. Der Anhang 2 des Konzeptes, Pflichtgemässes Ermessen in der materiellen Hilfe definiert unter Punkt 4 Zielvereinbarung, Auflagen und Leistungskürzung , unter welchen Bedingungen von Sanktionen abgesehen werden können.

Individualisierungsprinzip

Individualisierung der Sozialhilfe bedeutet, dass Hilfeleistungen den einzelnen Fällen angepasst werden und den Zielen der Sozialhilfe im Allgemeinen  und soweit möglich den Bedürfnissen der betroffenen Personen im Besonderen entsprechen. Das heisst auch,  dass den unterstützten Personen ein Mitgestaltungsrecht zukommt und Klient*innen in ihrer Individualität respektiert und als voll handlungsfähige Partner ernst genommen werden (Grundlagenkonzept S. 37 ff).

Das Individualisierungsprinzip ermöglicht es Handlungsspielräume (Ermessen) in der Einzelfallarbeit, auch im gesetzlichen Pflichtkontext , zu nutzen. Auftrag ist die Erreichung der finanziellen Selbstständigkeit von Klientinnen. Dieser Auftrag gibt der PSA den Rahmen vor, um Klientinnen darin zu unterstützen, ihre Ziele und den Weg zur Zielerreichung zu konkretisieren. Die PSA bewegt sich im Spannungsfeld zwischen dem gesetzlichen Auftrag (Geltendmachung von subsidiären Leistungen, Pflicht zur Arbeitssuche, interne Weisungen) und dem Mitgestaltungsrecht und den Vorstellungen zur Zielerreichung von Klientinnen. Sollen Leistungen aus der Invalidenversicherung geltend gemacht werden, ist eine Mitwirkung von Klientinnen zwingend notwendig. Die PSA kommuniziert dieses Spannungsfeld den Klientinnen im Rahmen des Prozesses zur Erarbeitung der Ziele von Klientinnen. Pflichten von Klientinnen sind zu präzisieren und zu verfügen, es ist auf Konsequenzen von Pflichtverletzungen hinzuweisen. Sanktionen können ergriffen werden, wenn dieser Weg zu einer Verhaltensänderung von Klientinnen führt. Ist eine Verhaltensveränderung unwahrscheinlich, gehen sozialarbeiterische Interventionen rechtlichen Sanktionen vor.

Tripelmandat der Sozialen Arbeit

Das Konzept des Tripelmandats von Staub-Bernasconi sieht vor, dass Sozialarbeitende nicht nur zwischen den KlientInnen und dem Staat (Doppelmandat) stehen, sondern sich auch auf die Profession der Sozialen Arbeit beziehen. Staub-Bernasconi versteht die Soziale Arbeit als Menschenrechtsprofession und wobei legal nicht immer gleich legitim ist. Sozialarbeitende sind nicht einfach nur Ausführende. Professionelle der Sozialen Arbeit können und sollen ihren Auftrag um- und neuformulieren oder erweitern, wenn dies erforderlich ist. Sozialarbeitende setzen nicht einfach die rechtlichen Rahmenbedingungen um, sondern gehen auf die Sichtweise der KlientInnen ein. Gibt es Zielkonflikte zwischen den verschiedenen Mandaten, soll dies den KlientInnen transparent gemacht werden.

vgl. Staub-Bernasconi 2018 (111-124)

Relationierung:

Die PSA anerkennt im Sinne des Individualisierungsprinzipes und im Sinne einer nachhaltigen Ablösung, die Ablehnung des Klienten betreffend arbeitsintegrativen Massnahmen und dass ihm ein Einlassen auf die berufliche Integration durch die Invalidenversicherung momentan nicht möglich ist. Die PSA unterstützt den Klienten beim Erarbeiten und Konkretisieren von Zielen in Bezug auf die Arbeitsuche und weiterer persönlicher Ziele.

Transparent führt die PSA durch den Prozess des Aushandelns. Während des Aushandlungsprozesses thematisiert die PSA die Bedeutung der Mitwirkungspflicht, Vorgaben der Sozialhilfe und setzt den Rahmen. Sie lässt dem Klienten Raum, um seine Bedürfnisse, Gedanken und Anliegen zu äussern. Die PSA ermöglicht dem Klienten die Erfüllung der Vorgaben indem er für deren Umsetzung seinen eigenen Weg wählen kann. Die PSA informiert über den Unterschied von Zielvereinbarung und auferlegter Pflicht. Das Nichterreichen von vereinbarten Zielen, hat keine Sanktion zur Folge. Die PSA vereinbart mit dem Klienten zu welchem Zeitpunkt die vereinbarten Ziele überprüft und unter welchem Voraussetzungen die Ziele angepasst werden.

5.5      Fähigkeiten – Was muss ich als professionelle Fachperson können?

  • Wertschätzung zeigen und emphatisch bleiben
  • Fähigkeit zum strukturierten Vorgehen und zum Umsetzen der Erkenntnisse
  • Fähigkeit zum Aushalten
  • Transparenz und Klarheit
  • Gelassen und sachlich bleiben
  • Freundliches, offenes Auftreten
  • Echtes Interesse und Aufmerksamkeit
  • Vertrauen vermitteln
  • Professionelle Beziehungsgestaltung, Zugang finden
  • Person ernst nehmen, versuchen zu verstehen, nachzuvollziehen
  • Eigenes Menschenbild und eigene Kommunikation reflektieren
  • Fähig sein mit dem Klienten angemessene Ziele zu vereinbaren, nicht unter-/überfordern
  • Weg finden, die Hilfe im Rahmen der Möglichkeiten den Bedürfnissen des Klienten anzupassen
  • Andere Wahrnehmung und Einschätzung des Klienten akzeptieren

5.6      Organisationale, infrastrukturelle, zeitliche, materielle Voraussetzungen – Womit kann ich handeln?

  • Vorhandene Räumlichkeiten der SH Basel. Eigene Büroräumlichkeiten. Separate Beratungsräumlichkeiten.
  • Reine Gesprächszeit für Face-to-Face Beratung wird individuell geplant (nach Aufhebung der Corona-Massnahmen). Vorbereitungszeit nach jeweiligem Aufwand. Zeitlicher Druck hohe Belastung. Verteilung/ Zuteilung der zeitlichen Ressourcen auf die einzelnen Klienten durch die PSA und/oder Klient*innen und Dritte.
  • Ermessensspielräume und Individualisierungsprinzip, Verwaltungsverfahren, Fallführungsstandards, Grundlagenkonzept, Beratungskonzept Q3
  • Freiraum im Arbeitspaket Sozialberatung und in der Festlegung der Fallstrategie.
  • Intervision, Supervision, Liniengespräche mit Vorgesetztem, informeller Austausch, Kooperationen mit anderen Dienststellen

5.7      Wertewissen – Woraufhin richte ich mein Handeln aus? Welches sind die zentralen Werte in dieser Situation, die ich als handelnde Fachperson berücksichtigen will? (Fabio)

Fabio: Leitfrage: Welche Werte sind in der professionellen Begleitung von Klienten in der Sozialhilfe handlungsleitend?

Soziale Arbeit richtet sich nach bestimmten Werten. Diese Werte sind anhand einer ethischen Reflexion von konkreten Situationen kritisch zu rekonstruieren, da sie handlungsleitende Funktion haben. Die Werte stehen in Relation zu verschiedenen Bezugsgrössen menschlichen Handelns. Sie stehen in Beziehung zu der Frage nach unserem Menschenbild, zu der in den Menschenrechten postulierten unantastbaren Würde des Menschen, zu den Fragen der sozialen Gerechtigkeit und der Idee der Solidarität und steht im Verhältnis zum Rechtssystem als massgeblicher Orientierungsrahmen für professionelles Handeln in der Sozialen Arbeit (vgl. Hochuli Freund/Stotz 2017: 82-83).

Werte sind Leitvorstellungen, an der das individuelle Handeln ausgerichtet werden kann. Otfried Höffe unterscheidet drei Hauptstufen von Werten:

Funktional-strategische Werte: Fleiss, Disziplin, Pünktlichkeit. Diese Werte beziehen sich auf übergeordnete Zwecke und Ziele.

Pragmatische Werte: Besonnenheit, Vitalität, Gesundheit. Diese Werte beziehen sich auf das Wohl von Personen

Moralische Werte: Leben, Würde, Eigentum, Mitleid, Wohltätigkeit, Dankbarkeit. Werte, die für sich selbst gut und wichtig sind.

Nur rechtsmoralische und tugendmoralische Werte können als Grundwerte dienen. Eine Höherwertung von Disziplin und Fleiss beispielsweise kann die Gefahr von Zweckrationalität bergen (vgl. Höffe 2014, zit. nach Köbel 2018: 25-26).

Berufsethische Richtlinien, wie vom Berufskodex Soziale Arbeit Schweiz herausgearbeitet, können für uns als Professionelle der Sozialen Arbeit als Orientierungsrahmen dienen. Sie fussen auf den Grundwerten Menschenwürde und Menschenrechte und der Idee der sozialen Gerechtigkeit (vgl. AvenirSocial 2010:1f.).

Relationierung

In der Praxis der Sozialen Arbeit zeigen sich Dilemmasituationen. Auch in der vorliegenden Situation. Die Frage ist hier, wie ausgehandelte Zielsetzungen in kooperativer Weise auf der Grundlage von diesen Grundwerten ausgehenden Interventionen erreicht werden können.

Das Grundlagenkonzept der Sozialhilfe Basel akzentuiert in diesem Zusammenhang den Begriff der Menschenwürde (vgl. Grundlagenkonzept 2014:9). Wenn von Menschenwürde gesprochen wird, ist damit noch keine Antwort auf die Frage gegeben, wie Professionelle Menschen in der Praxis auch begegnen. Deshalb wird die ethische Reflexion dieses Grundwerts bedeutsam.

Dabei ist von zwei Prämissen auszugehen: 1) Menschen sind grundsätzlich verletzlich, woraus eine potenzielle Hilfsbedürftigkeit entsteht und 2) die Beziehung zwischen Professionellen und Klienten sind asymmetrisch. Vor diesem Hintergrund lassen sich aus dem Bereich der Care-Ethik drei Grundhaltungen herauskristallisieren, die auch in der vorliegenden Situation immer wieder in die ethische Reflexion einfliessen sollen (vgl. Hochuli Freund/Stotz 2017: 71-73):

 

  1. Haltung der Aufmerksamkeit: Den Klient in seinem Sosein (Thiersch) ernst nehmen und ihm Aufmerksamkeit schenken. Auch wenn er noch nicht offen ist für berufliche Integrationsmassnahmen.
  2. Haltung der Achtsamkeit: Achtsamkeit hilft, den Blick auf die Ressourcen zu richten. Was kann unser Klient denn gut und was macht er gerne?
  3. Haltung der Anwaltlichkeit: Stellvertretend für den Klienten wichtige Themen für eine gelingende Lebensführung ansprechen, aber nicht in bevormundender Weise, sondern in einer zur Selbstbestimmung befähigender Weise (Capabilities Approach).
  1. Der Klient kann seine Hilflosigkeit (bei der Erreichung seiner selbstgesteckten Ziele) mit der PSA thematisieren.

→ Der Klient thematisiert seine Hilflosigkeit aktuell nicht mit der PSA. Bei Themen wie der Arbeitssuche oder seiner Gesundheit steht für ihn im Vordergrund, seine Handlungsfähigkeit zu bewahren und zu zeigen. Um seine Hilflosigkeit thematisieren zu können, braucht es eine gute Arbeitsbeziehung.

2 & 3) Der Klient hat ein Mitgestaltungsrecht, wird in seiner Individualität respektiert und als voll handlungsfähiger Partner ernst genommen. Der Klient wird entsprechend seinen individuellen Handlungsmöglichkeiten zielgerichtet und bedarfsorientiert in seinem eigenen Tempo begleitet.

→ Der Klient wird von der PSA ernst genommen. Die zu besprechenden Themen überfordern in aber und lösen Abwehrmechanismen aus. Die PSA verzichtet beim Klienten bewusst auf Sanktionen, um seiner individuellen Situation gerecht zu werden. Wie umgesetzt werden kann, dass der Klient seine Pflichten im Kontext der Sozialhilfe erfüllt, wurde aber noch nicht gemeinsam erarbeitet.

  1. Es ist zu berücksichtigen, dass die gemeinsam ausgehandelten Ziele in die aktuelle Lebenssituation von Klienten*innen passen müssen, damit diese handlungsleitend wirken und umgesetzt werden können.

→ Bei der PSA besteht ein innerer Konflikt. Die Arbeitsbemühungen sind zu wenig dokumentiert, und es ist ihre Aufgabe dies zu kontrollieren. Jedoch wurden die Ziele bzgl. der Arbeitssuche noch nicht gemeinsam mit dem Klienten ausgehandelt.

  1. Die Ziele werden so vereinbart, dass der Klient Verwirklichungschancen erkennen und sich in seinen Fähigkeiten, (insbesondere die Fähigkeiten Integrität, Gesundheit und Bindung) möglichst kompetent erleben kann.

→ Die Rahmenbedingungen sind seitens der Sozialhilfe vorgegeben. Die Sozialhilfebeziehenden werden in Gruppen eingeteilt, was je nach Einteilung die automatische Anmeldung zum Arbeitsintegrationsprogramm bedeutet. Dieses Vorgehen erschwert es der PSA sich auf die individuellen Verwirklichungschancen des Klientels zu fokussieren und sie optimal in ihren Fähigkeiten und in ihrem Kompetenzerleben zu fördern.

  1. Der Klient erfährt den Beratungskontext der Sozialhilfe durch gemeinsames Zieldesign als Möglichkeit selbstwirksamen Handelns.

Ziele wurden zu diesem Zeitpunkt noch nicht gemeinsam ausgehandelt. Klient konnte aber bereits erste Erfahrungen der Selbstwirksamkeit im Beratungskontext machen. Darauf verweist die in der Schlüsselsituation die Sequenz zum Thema Temporärbüro und Flyer Schuldenberatung.

  1. Die PSA durchbricht den beratungsindizierten Widerstand des Klienten durch adäquaten Beziehungsaufbau und motivierende Gesprächsführung

 

In der Schlüsselsituation ist eine Verweigerung des Klienten wegen Arbeitsbemühungen zu beobachten. Die PSA ermöglichte durch verstärkende Intervention erste Ansätze von “change talk”, was in der nonverbalen Reaktion (Schmunzeln) zum Ausdruck gekommen ist.

  1. Die PSA soll in Gesprächen eine wohlwollende Atmosphäre schaffen. So bietet sich dem Klienten der Raum, um Schwäche zu zeigen und auch unangenehme Gefühle zuzulassen und zu thematisieren.
  2. Die PSA soll das eigene Tempo des Klienten erkennen und sich ihm anpassen. Es gilt, einen gemeinsamen Weg zu finden und die Ziele fortlaufend gemeinsam weiterzuentwickeln. Die PSA muss dabei aushalten können, wenn es für sie zu langsam vorwärts geht. Trotzdem soll sie Verbindlichkeit in der Zusammenarbeit schaffen.
  3. Wichtig ist ein gemeinsamer Weg zu finden bei dem Zielvereinbarungen als Prozess verstanden werden. Ziele sollen so gewählt werden, dass sie dem Bedürfnis des Klienten entsprechen, ohne die Involvierung IV oder Arbeitsintegrationsmassnahmen der Sozialhilfe in die Arbeitswelt zu finden.
  4. Die Einteilung in Gruppen direkt nach der Anmeldung bei der Sozialhilfe muss überdacht werden. Insbesondere auch weil der Anspruch auf Soziale Arbeit so nicht allen gewährt wird. Auch führt die Einteilung dazu dass nur sehr eingeschränkt Ressurcenorientierung und Förderung des Kompetenzerlebens stattfindet.
  5. Im Arbeitsbündnis gemeinsam Ziele vereinbaren. Zielvereinbarung erfolgt prozessorientiert und mit Achtung der Autonomie des Klienten.
  6. Mehr change talk evozieren; an gemeinsam vereinbarten Zielen dranbleiben und nicht ablenken lassen, aber nicht zur “Verfolgerin” werden.

Böhnisch, Lothar (2019). Lebensbewältigung. Ein Konzept für die Soziale Arbeit. 2. Aufl.

Klug, Wolfgang/Zobrist, Patrick (Hg.) (2021). Motivierte Klienten trotz Zwangskontext. Tools für die Soziale Arbeit. 3. Aufl. München: Ernst Reinhardt Verlag.

Miller, William/Rollnick, Stephen (Hg.) (2015). Motivierende Gesprächsführung. Motivational Interviewing: 3. Auflage des Standardwerks in Deutsch. 3. Aufl. Freiburg im Breisgau: Lambertus-Verlag.

Mösch Payot, Peter (März 2021). Spielräume und Ermessen in der Sozialhilfe, Videopodcast.

Sachse, Rainer (2006). Therapeutische Beziehungsgestaltung. Göttingen / Bern: Hogrefe.

Sozialhife Basel (30.01.2014). Grundlagenkonzept Sozialberatung.

Sozialhilfe Basel (30.06.2021). Konzept Qualität und Controlling in der allgemeinen Sozialhilfe.

Staub-Bernasconi, Silvia (2018). Soziale Arbeit als Handlungswissenschaft; Verlag Barbara Budrich Opladen & Toronto, 2. Auflage

https://de.m.wikipedia.org/wiki/Befähigungsansatz (Zugriffsdatum 24.4.2022)

https://lehrerfortbildung-bw.de/u_gewi/ethik/gym/bp2004/fb2/2_analyse/6_nussbaum/ (Zugriffsdatum 24.4.2022)

Schreiben Sie einen Kommentar

Close Menu