Die erlebte Sitation findet an einem Wochenende im Dezember nach Dienstwechsel statt.
Die PSA hat eben den Dienst aufgenommen; die Übergabe des Dienstes hat kurz vorher stattgefunden. Die Räumlichkeiten sind offen, so dass die Bewohnerinnen alles überhören können, was besprochen wird. Die Bewohnerinnen haben schon einige Ideen für den Nachmittag. Sie wurden jedoch für die definitive Planung an PSA verwiesen. Eingekauft ist bereits; nur noch ein Sonntagszopf fehlt. Bewohnerin M möchte den Zopf wenn möglich alleine kaufen gehen.
Anwesend sind nun die PSA und drei Bewohnerinnen: A., M. und U.
Bewohnerin A. ist in ihrer Selbständigkeit auf den Wohnbereich beschränkt. Beim Einkaufen auf Hilfe angewiesen. Sie ist die Bezugsperson der PSA.
Kaum verlässt die PSA das Büro, trifft sie im Gang auf ihre Bezugsperson A. Diese freut sich, dass sie einander sehen. A. sagt, sie möchte unbedingt zusammen einen Adventskalender kaufen gehen- einen mit Schoggi. Die PSA antwortet ihr, dass sie dies eine gute Idee finde. Den Weg ins Städtli müssten sie allerdings zu Fuss gehen, da kein Auto frei sei. A. meint, das mache ihr überhaupt nichts aus, sie wolle unbedingt einen Schoggi-Adventskalender kaufen gehen. Das erstaunt die PSA, denn A. möchte oftmals überhaupt nicht aus dem Haus gehen. Sie lobt sie deshalb, dass sie den doch längeren Spaziergang unter die Füsse nehmen will. Die PSA zögert nun und erklärt A., dass der Advent bereits vor einigen Tagen begonnen habe und es darum vielleicht nicht mehr viele Adventskalender in den Läden haben werde. Die PSA frage A., was machen werde, wenn sie keinen Kalender mit Schoggi mehr finden würden? Würde sie einen andern Kalender kaufen wollen? Oder würde sie möglicherweise wütend werden? A. meint, das sei ihr egal- sie könne dann ja auch etwas anderes kaufen. Sie verspricht mit Handschlag, sich Mühe zu geben und ruhig zu bleiben. Sie verabreden nun auch, im Städtli einen Kaffee trinken zu gehen, wenn es A. gelingen würde, ruhig zu bleiben.
Bewohnerin M. kann sich in ihrem Wohn- und Lebensumfeld recht selbständig bewegen. Sie ist sehr aktiv und möchte gerne beschäftigt sein. Im Zuge ihrer Zielplanung wurde begonnen, sie kleine Einkäufe selbständig erledigen zu lassen.
Die PSA geht nun in die Küche, mit A. im Schlepptau. Dort trifft sie auf M. Diese erklärt, sie habe bereits mit PSA des Morgendienstes abgemacht, dass sie alleine einen Zopf, Kartoffeln, Rüebli, Eier Hackfleisch und Brot kaufen gehen werde. Sie hat bereits eine riesige Einkaufstasche vorbereitet und diese mit Leergut gefüllt. Die PSA antwortet ihr, sie sehe, dass es Klientin M. sehr wichtig sei, selbständig einkaufen zu gehen, weil sie schon so viel vorbereitet habe. Klientin M. nickt und lächelt. Die PSA weist sie darauf hin, dass sie aber nur von dem Zopf wisse. Bewohnerin M. wirkt enttäuscht. Die PSA fragt nach, wofür M. so viele Sachen kaufen möchte? Diese erklärt, sie möchte Hacktätschli zum Znacht kochen. Die PSA erklärt ihr nun, dass bereits eingekauft worden sei und dass M. später gerne helfen dürfe, das Abendessen zu kochen. Deshalb braucht es nun nicht noch mehr Lebensmittel, ausser einen Zopf. M. nickt, sie möchte später kochen. Dann weist die PSA die Bewohnerin M. darauf hin, dass die vielen Sachen, die sie kaufen wolle, ein grosses Gewicht hätten. Sie fragt M., ob sie denn alles alleine nach Hause tragen wolle und könne? Diese wird nachdenklich und meint: “ja, das stimmt, das ist schwer.” Sie möchte nun nur noch den Zopf kaufen gehen.
Jetzt mischt sich A. ein und verkündet, sie würde mit der PSA zusammen ins Städtli einkaufen und Kaffee trinken gehen. M. beharrt darauf, den Zopf alleine kaufen zu wollen. Die PSA schlägt nun einen Kompromiss vor: Sie könnten zuerst zusammen ins Städli gehen. Danach auf dem Rückweg könnte M. dann selbständig im Quartierladen den Zopf kaufen gehen. Die PSA fragt A., ob es für sie in Ordnung wäre, wenn M. ins Städtli mitkommen würde? Diese meint, das sei kein Problem. Die PSA lässt M. nun die Wahl: sie darf den Zopf ohne Begleitung kaufen gehen, hat dann aber auch für den Rest des Tages nichts mehr zu tun und es könnte ihr langweilig werden – oder sie kommt zuerst mit der PSA und A. mit, und kauft den Zopf auf dem Rückweg alleine. Sie entscheidet sich nun für die zweite Variante.
Bewohnerin U. ist älter und geht nicht gern unter Leute. Freie Zeit verbringt sie am liebsten auf dem Sofa liegend. Sie stösst sich manchmal an den Aktivitäten und dem Lärm der jüngeren Mitbewohner.
Die PSA geht zusammen mit M. und A. weiter ins Wohnzimmer, wo Bewohnerin U. auf dem Sofa liegt. Diese ruft schon von Weitem, sie wolle heute zuhause bleiben! Die PSA erklärt U. die bereits bestehenden Pläne und fragt, ob sie nicht auch mitkommen wolle? Etwas Laufen würde ihr gut tun! Im Städtli würden dann alle zusammen einen Kaffee trinken gehen. U. lehnt ab- Sie habe doch lieber ihre Ruhe und wolle in der WG bleiben. Die PSA weist sie darauf hin, dass sie etwa 2- 3 Stunden allein sein werde und frage sie, ob ihr das nichts ausmache? Sie meint: “nein, nein,- das ist gut so!” Die PSA akzeptiert nun U.`s Entscheidung. Sie weist sie darauf hin, dass sie das handy mitnehmen werde, um im Notfall erreichbar zu sein. Sie fragt nun nochmals alle Bewohnerinnen, ob sie verstanden hätten, wie der Nachmittag gestaltet werde und ob sie damit zufrieden seien? Die Bewohnerinnen bejahen.