5.1 Erklärungswissen – Warum handeln die Personen in der Situation so?
Wirkung von Feedbacks nach Manfred Gellert und Claus Novak – Welche positiven Effekte können Feedbacks auf die Studierende haben?
Feedbacks dienen in erster Linie dazu, seinem Gegenüber mitzuteilen, wie sein Verhalten erlebt, verstanden und wahrgenommen wird. Es gibt den Gesprächspartnern die Möglichkeit, sich über das eigene Verhalten und den Umgang miteinander auf einer Metakommunikation auszutauschen.
Feedbacks sollen jedoch nicht primär als Werkzeug zur Beseitigung von Störungen dienen. Anerkennung persönlicher und kollektiver Leistungen und Erfolge sind ebenso Bestandteile einer guten Feedbackkultur.
Positive Wirkungen:
- Fördert produktives Arbeitsverhalten
- Es motiviert und steigert die Bereitschaft, auch kritische Feedbacks entgegenzunehmen und Mängel zu beheben.
- Feedbacks unterstützen ein gegenseitiges Verstehen und klären die gegenseitige Beziehung
- Fremdwahrnehmungen und Selbstwahrnehmung können systematisch verglichen werden.
Vgl. Gellert, Novak 2010, S.55- 62
Damit die Studierende ihr sozialpädagogisches Handeln fortlaufend überprüfen kann, sind regelmässige Feedbacks wichtig. Damit sie ihre Erfahrungen gezielter bewerten kann, ist sie auf die Wahrnehmung meinerseits sowie auch von anderen Teammitgliedern angewiesen (Fremdwahrnehmung). Dadurch kann sie ihre Selbstwahrnehmung mit den Rückmeldungen von anderen Fachpersonen abgleichen und ihr Handeln, falls nötig, anpassen. Ein weiterer positiver Effekt, welche durch eine Feedbackkultur geschaffen wird, ist das gegenseitige Verständnis. Durch den gezielten Austausch kann zusätzlich die gegenseitige Beziehung geklärt werden.
Was beeinflusst unsere Entscheidungen? Welche Faktoren können für eine Entscheidungsfindung unterstützt werden?
Entscheidungen zu treffen ist eine komplexe und teilweise schwierige Angelegenheit. Gerade wenn man in einem neuen Berufsfeld zu arbeiten beginnt, fühlt man sich häufig unsicher und hat Mühe eine Entscheidung zu treffen. Im folgenden Abschnitt möchte ich erläutern, was unsere Entscheidungen beeinflusst und welche Faktoren dabei von anderen Menschen (in diesem Fall PA und Team) unterstützt werden können.
Nutzen:
In der heutigen Psychologie geht man davon aus, dass der Prozess des Entscheidens aus drei Schritten besteht:
- Alternativen benennen
- Informationen sammeln
- Wahlmöglichkeiten bewerten
Dieser Prozess führt schlussendlich zu einer Entscheidung oder Handlungsabsicht. Der zu erwartende Nutzen spielt hier eine zentrale Rolle. Laut Herbert Simon ist es jedoch nicht möglich einen maximalen Nutzen zu erreichen, da niemals alle Alternativen und Konsequenzen abschätzbar sind. Wichtig ist vielmehr, dass die gestellten Ansprüche an eine Entscheidung erfüllt werden.
Möglichkeiten:
Um eine genaue Betrachtungsweise der Möglichkeiten zu gewährleisten, wird von der analytischen Strategie gesprochen. Das analytische Betrachten von Alternativen und Elementne einer Option ermöglicht es einem, eine Vielfallt an Möglichkeiten genau zu betrachten und zu bewerten. Dies Strategie kann beispielsweise bei einem Kauf eines Autos angewendet werden (z.B. Farbe, Benzinverbrauch, Versicherungskosten etc.).
Erfahrung:
Bei der Nicht – analytischen Strategie ist der Begriff der Erfahrung elementar. Vor allem bei alltäglichen Entscheidungen spielt der Faktor Erfahrung eine wichtige Rolle. Selten wird in diesen Fällen von der Gewohnheit abgewichen. Erst bei der negativen Folge einer Routineentscheidung wird davon abgewichen.
Intuition:
Mögliche Definition vom Begriff der Intuition: Ein Zusammenspiel sämtlicher Erfahrungen und Erinnerungen welche im Laufe des gesamten Lebens gesammelt werden.
Der Faktor Intuition ist mit seinen eigenen Gefühlen eng verbunden. In der Neurowissenschaft konnte nachgewiesen werden, dass Gefühle und Empfindungen unsere Fähigkeiten der Entscheidungsfindung massgeblich beeinflussen.
In der aktuellen Entscheidungsforschung wird strittig diskutiert, ob der Aspekt des Freien Willens einen Einfluss hat. Für meine Bearbeitung möchte ich jedoch nicht vertiefter darauf eingehen.
Zusammengefasst spielen für mich folgende Faktoren eine wichtige Rolle bei einer Entscheidung:
- Welcher Nutzen hat meine Entscheidung?
- Welche Erfahrungen in ähnlichen Situationen habe ich bereits gemacht und für mich bewertet?
- Intuitives Entscheiden verbunden mit meinen subjektiven Gefühlen und Empfindungen.
Für mein beschriebenes Fallbeispiel ist sicherlich der Faktor Erfahrung am ausschlaggebendsten. Die Studierende ist noch nicht lange in diesem Berufsfeld tätig und konnte bisher eine begrenzte Anzahl an Erfahrungen sammeln. Ich denke es wichtig, dass die Studierende die Möglichkeit hat, gemachte Erfahrungen zu reflektieren, was sicherlich auch mit dem PA gemacht werden kann.
Da laut Literatur immer auch ein persönlicher Nutzen hinter einer Entscheidung steht ist es wichtig auch diesen Aspekt mit der Studierenden kritisch zu thematisieren. Gibt es Entscheidungen welche getroffen werden um einen bestimmten Nutzen zu erreichen (z.B. weniger Aufwand in einer Situation, jedoch für den Klienten nicht förderlich)? Missbrauche ich meine Machtposition gegenüber dem Klientel um durch eine Entscheidung einen Persönlichen Nutzen zu haben?
Vgl. https://www.planet-wissen.de/gesellschaft/psychologie/entscheidungen_die_wahl_zwischen_alternativen/index.html, 05.2018
5.2 Interventionswissen – Wie kann ich als professionelle Fachperson handeln?
Regeln für Wirksame Feedbacks nach Manfred Gellert und Claus Novak. Auf welche Art soll und kann ein Feedback an die Studierende gegeben werden?
Regeln für ein wirksames Feedback:
- Konkrete Einzelheiten benennen
- Beobachtungen durch andere nachprüfen
- Auf unterschwellige Botschaften verzichten
- Zeitnah Feedbacks geben
- Keine moralischen Bewertungen verwenden
- Kommunikation sollte offen und ehrlich sein (Kongruenz)
- Fehler zugeben können
Geben von Kritik (3K):
Annehmen von Kritik (3Z):
Vgl. Gellert, Novak 2010, S.55- 62
Das regelmässige und gezielte Geben von Feedbacks nach den genannten Regeln, gibt der Studierenden die Möglichkeit, einzelne Situationen laufend anhand von Meinungen und Wahrnehmungen von anderen Personen zu bewerten und für sich einzuordnen. Zudem lernt die Studierende ihre persönlichen Wahrnehmungen sachlich und konstruktiv zu äussern.
Methode für ein gezieltes Feedback:
Das Fünf -Finger Feedback ist eine Methode um einem Gegenüber gezielt eine konstruktive Rückmeldung über eine bestimmte Situation oder über ein Verhalten bzw. Handeln zu geben. Es besteht die Möglichkeit eines ausführlichen Feedbacks (Alle Finger) oder nur einzelne Punkte seinem Gegenüber zurückzumelden. Ich bin jedoch der Meinung, dass bei jedem Feedback positive wie auch negative Punkte platz finden sollten.
Fünf – Finger Feedback:
Finger und Verbindungen:
Daumen Lob -“Besonders toll fand ich heute…” “Hier bist du gut auf den Klienten eingegangen …”
Zeigefinger Hinweis – “Ich möchte darauf hinweisen…” “Darauf solltest du gut achten….”
Mittelfinger Kritik (konstruktiv) – “Dieses Verhalten, Handlung fand ich so nicht angemessen weil…” “Ich hätte in dieser Situation folgendermassen gehandelt weil …..”
Ringfinger Verbindung – “Für die Zukunft nehme ich mit…” “Ich werde mich in der Praxis an … erinnern.” und Finger des Gefühls – “Mein Gefühl war…”
Kleiner Finger Mangel – ” Zu kurz kam heute…“ „Dafür kannst du dir beim nächsten Mal mehr Zeit lassen ….”
Vgl. http://methodenundmehr.de/5-finger-feedback, 04.2018
Bei den bisher gemachten Anwendungen mit der 5 Finger Methode konnte die Studierende anhand dieser Methode gut Feedbacks geben und auch annehmen. Die Rückmeldung der Studierenden bezüglich dieser Methode waren sehr positiv. Diese Methode wurde durch die Studierende im Team vorgestellt. Das Fünf Finger Feedback wird nun im ganzen Team vermehrt eingesetzt. Die Studierende erzählte mir dies und schien sichtlich stolz darauf zu sein etwas fürs ganze Team bewirkt zu haben.
Selbstkonzept nach Carl. R.Rogers – Wie kann die Studierende in der Bildung ihres Selbstkonzeptes unterstützt werden?
Im Grundgedanken der Humanistischen Psychologie wird davon ausgegangen, dass subjektive Wahrnehmungen und Interpretationen jedes einzelnen Menschen durch seine Umwelt beeinflusst werden. Das eigene Handeln wird durch Reaktionen oder auch Rückmeldungen dieses Umfeldes angepasst.
Im Zuge dieses Menschenbildes spricht man auch von der Aktualisierungstendenz. Das heisst, dass ein Mensch bestrebt ist sich zu permanent zu entfalten und seine Fähigkeiten zu erweitern. Eine Aktualisierung findet jedoch immer anhand einer gemachten Bewertung statt. Jeder Mensch bewertet sein Umfeld auf Grund von gemachten Erfahrungen und Erlebnissen. Im beschriebenen Fall, heisst das für mich, dass Feedbacks für die Studierende hilfreich sein können um eine Bewertung vorzunehmen.
Selbstkonzept: Wenn es bei der beschriebenen Aktualisierungstendenz um Wahrnehmungen und Erfahrungen geht, welche das eigene Selbst betreffen, spricht C.Rogers von der Selbstaktualisierung. Das Selbstkonzept eines Menschen wird anhand dieser Selbstaktualisierung geformt und beeinflusst. Das Selbstkonzept stellt somit die durch Erfahrungen zu Stande gekommene Gesamtheit aller Wahrnehmungen, Meinungen, Urteilsbildungen und Bewertungen des Individuums über sich selbst und seine Umwelt dar.
Vgl. Hobmair 2008, S. 427 – 430
Durch die für die Studierende aktuell noch fehlenden Rückmeldungen und Bewertungen meinerseits, ist es ihr nur schwer möglich, Bewertungen vorzunehmen und in ihrem Selbstkonzept zu integrieren. Dies könnte bei ihr die geäusserte Unsicherheit in spezifischen Situationen verstärken. Ein Zweifel an ihren Kompetenzen oder ihrer Selbstwirksamkeit könnte damit zusammenhängen. Aus diesem Grund hat der PA der SpiA vorgeschlagen, gezielt mit einer Feedback Methode zu arbeiten.
5.3 Erfahrungswissen – Woran erinnere ich mich, was kenne ich aus ähnlichen Situationen?
- Die Einschätzung ob eine Studierende künftig die Verantwortung tragen kann um einen Früh- oder Spätdienst selbständig zu übernehmen war für mich schwierig, da ich die Rolle als Gruppenleitung erst seit ca. 5 Monaten übernommen hatte. Es war meine erste solche Entscheidung welche ich treffen musste. Innerhalb der Institution gibt es keine vergleichbare Wohngruppen und dadurch auch keine beschriebene Handhabung.
- Die Rücksprache mit meinen Teammitgliedern hat mir geholfen eine Entscheidung zu treffen.
- Vor mehreren Jahren war ich genau in derselben Situation wie die Studierende. Ich habe meine Ausbildung auch auf dieser Wohngruppe gemacht und musste bereits früh eine gewisse Verantwortung übernehmen. Dies hat mir geholfen, mich in die Situation von der Studierenden hineinzuversetzen. Zusätzlich konnte ich ihr von meinen Erfahrungen und Ängsten berichten.
- Rückmeldungen von allen Teammitgliedern haben mir geholfen mein Handeln einzuordnen und Situationen gezielt zu reflektieren.
- Ich habe während meiner Ausbildung gelernt, dass ich mir bewusst und gezielt Rückmeldungen zu meinem Handeln einholen kann.
5.4 Organisations- und Kontextwissen – Welche Rahmenbedingungen beeinflussen mein Handeln?
- Alle zwei Wochen findet ein Praxisausbildungsgespräch von jeweils zwei Stunden statt (festgelegt im Ausbildungskonzept der Institution).
- Aufgrund des vorgegebenen Stellenschlüssels ist das Arbeiten als einzige Betreuungsperson (Fachperson, i.Ausbildung) vorgegeben. Das selbständige Arbeiten nach der Einarbeitungszeit ist somit vorgegeben. Eine kurzfristige Verlängerung der Einarbeitungszeit wäre möglich. Wenn dies danach von der Studierenden nicht übernommen werden kann ist ein weiteres Arbeiten auf der beschriebenen Wohngruppe nicht möglich.
- Der Austausch mit anderen Teammitgliedern ist nur vereinzelt möglich. Geplanter Austausch findet alle zwei Wochen in der Teamsitzung statt.
5.5 Fähigkeiten – Was muss ich als professionelle Fachperson können?
- Vertrauen in die Fähigkeiten und Rückmeldungen meiner Teammitglieder
- Empathischer und Wertschätzender Umgang mit der Studierenden -> Reflektieren von spezifischen und allenfalls herausfordernden Situationen.
- Gezielte Unterstützung anbieten falls nötig und begründet.
- Kontrollinstrumente entwickeln und gezielt anwenden
- Beziehungen bewusst gestalten
- Ressourcen der einzelnen Teammitglieder erkennen und einsetzen.
5.6 Organisationale, infrastrukturelle, zeitliche, materielle Voraussetzungen – Womit kann ich handeln?
- PA- Gespräche werden durch die Gruppenleitung (in diesem Fall auch PA) fix alle zwei Wochen im Dienstplan berücksichtigt.
- Die zwei Stunden welche zur Verfügung stehen werden nur für die PA Arbeit eingesetzt.
- Die Gespräche werden als Arbeitszeit aufgeschrieben
- Die zu erfüllenden Lernziele werden durch die Studierende mit Hilfe des PA erarbeitet.
- Die PA-Gespräche finden in einem Raum statt in welchem keine Ablenkung vorhanden ist (Telefon, andere Mitarbeiterinnen, etc.)
- Qualifikation des Praxisausbildners -> Basiskurs “Praxisausbildung” und CAS FHNW
- Falls möglich werden Dienste so geplant, dass sowohl die Studierende wie auch der Praxisausbildner zusammen arbeiten.
- Bei der Arbeit mit anderen Teammitgliedern wird am Ende des Dienstes ein Feedback eingeholt.
5.7 Wertewissen – Woraufhin richte ich mein Handeln aus? Welches sind die zentralen Werte in dieser Situation, die ich als handelnde Fachperson berücksichtigen will?
- Eigenverantwortung fördern
- Reflexionsfähigkeiten ausbauen -> Spezifische Situationen reflektieren und Handlungen daraus anpassen
- Selbstvertrauen stärken -> Der Studierenden zeigen, dass man ihr die Verantwortung zutraut
- Eigene Haltungen entwickeln -> Auseinandersetzung mit dem Thema Menschenbild und Haltung als wiederkehrendes Thema in den PA Gesprächen
- Gezielte Feedbacks geben -> Feedbackkultur fordern und fördern
- Kenntnisse und persönliche Auseinandersetzung mit der eigenen Berufsethik und Regeln des Berufskodex (fortlaufendes Vorleben dieser Prinzipien, Vermittlung und Integration in den Praxisalltag der Studierenden)
- Ehrlichkeit und Transparen