Zwischen Klient*innen vermitteln / Wohngruppe

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Die Institution ist eine sozialpädagogische Wohngruppe für ca. 15 jugendliche Mädchen zwischen 14-18 Jahren. Aufgrund familiärer Schwierigkeiten erhalten die Mädchen auf der Wohngruppe Unterstützung und individuelle Betreuung. Ziel ist, die Mädchen in eine Selbstständigkeit zu begleiten und – wenn möglich – eine Rückführung in die Familie zu ermöglichen. Die Situation ereignet sich im Rahmen des wöchentlich stattfindenden Gesprächsabends. Diese Gesprächsabende sind eine Plattform für die Weitergabe von Informationen von Seiten der Sozialpädagogen und bieten den Jugendlichen die Möglichkeit eigene Anliegen vorzubringen.

Erste Sequenz: Konflikt

Während die Jugendliche A ihr Anliegen einbringt, entsteht eine Diskussion. Diese entwickelt sich zu einem Streit zwischen ihr und der Jugendlichen B. Der Streit mündet in der Androhung von Gewalt seitens der Jugendlichen A, welche das Anliegen eingebracht hat.

Reflection in Action

  • Emotion Klient/in (J. A. & B): Aggressives Verhalten als Reaktion auf Vorwürfe, werden laut.
  • Emotion Professionelle/r: Konflikt löst Anspannung und Unsicherheit aus, hat das Gefühl es geht zu weit, Handlungsbedürfnis.
  • Kognition Professionelle/r: „Ich warte ab, ob sie den Konflikt selbst lösen können“, „es gibt keine Einigung“, Einschreiten, wenn es nicht zur Lösung kommt.

 

 

Zweite Sequenz: Intervention

Die Sozialpädagogin interveniert, indem sie deutlich signalisiert, dass keine Gewaltandrohungen akzeptiert werden. Nach mehreren Zurechtweisungen beenden die Sozialpädagogen das Konfliktgespräch mit dem Angebot, diese Auseinandersetzung in einem anderen Rahmen weiter zu bearbeiten. Danach wird der Gesprächsabend zu Ende geführt.

Reflection in Action

  • Emotion Klient/in: …
  • Emotion Professionelle/r: Provoziert durch Grenzüberschreitung, angespannt, nervös, aber selbstsicher.
  • Kognition Professionelle/r: Ich muss eingreifen, die Drohungen stoppen“, Klarstellen, wo die Grenzen sind, Konfliktklärung vertagen und zu einem anderen Zeitpunkt wiederaufnehmen.

 

 

Dritte Sequenz: Erneute Kontaktaufnahme

Später finden die beiden Sozialpädagoginnen die Jugendliche A weinend im Eingangsbereich auf dem Sofa. Die Sozialpädagoginnen sprechen die Jugendliche auf den Zusammenhang zwischen ihrer Befindlichkeit und der vorangegangenen Konfliktsituation an. Sie bieten ihr Unterstützung bei einem Klärungsgespräch mit der Jugendlichen B an. Jugendliche A nimmt dieses Angebot an, woraufhin die Sozialpädagoginnen die Jugendliche B fragen, ob auch sie zu einem Klärungsgespräch bereit ist. Die Jugendliche B willigt ebenfalls ein. 

Reflection in Action

  • Emotion Klient/in (J. A): Weinen, Unwohlsein, Unzufriedenheit über Situation, Einsicht, dankbar für Aufmerksamkeit und Unterstützung.
  • Emotion Klient/in (J. B): Bereitschaft.
  • Emotion Professionelle/r: Mitgefühl, Erleichterung über Gesprächsbereitschaft der Jgdl., Zuversicht, motiviert die Konfliktlösung zu begleiten.
  • Emotion Professionelle/r: „Was sind die Hintergründe der Befindlichkeit der Jgdl. A?“, Gespräch mit Jugendlicher A suchen, Möglichkeit, ein Klärungsgespräch zu initiieren, bei Zustimmung von Jgdl. A Jgdl. B zu einem Gespräch bitten, Absprache mit Mitarbeiterin.

 

 

Vierte Sequenz: Mediation

Die Sozialpädagoginnen sprechen die Konfliktsituation und die Befindlichkeit der Jugendlichen A. an und initiieren dadurch das Klärungsgespräch zwischen den beiden. Jede der Jugendlichen wird aufgefordert, die Geschehnisse und die dabei entstandenen Gefühle aus ihrem Blickwinkel zu erzählen. Die Jugendlichen tauschen sich aus und werden bei gegenseitigen Anschuldigungen von den Sozialpädagoginnen darauf hingewiesen, in Ich-Botschaften zu sprechen. Die Jugendlichen können dies umsetzen und die jeweils andere Sichtweise annehmen und verstehen. Die Spannung zwischen den Jugendlichen kann gelöst werden und hat eine erleichterte und fröhliche Atmosphäre zur Folge.

Reflection in Action

  • Emotion Klient/in (J. A & B) : Offenheit, Bereitschaft. 
  • Emotion Professionelle/r: Genugtuung, Stolz, Erleichterung, dass die Situation gelöst werden konnte; Freude darüber, dass Jgdl. darauf ansprechen.
  • Kognition Professionelle/r: Anregung zur Konfliktlösung, die Jgdl. auf ihnen bekannte Kommunikationsregeln hinweisen, Bestätigung der erfolgreichen Durchführung des Klärungsgesprächs, Reflexion der Situation mit Mitarbeiterin.

5.1      Erklärungswissen – Warum handeln die Personen in der Situation so?

  • Kenntnisse der Gesprächsführung
  • Kenntnisse über Konflikte und Lösungsansätze
  • Lösungsorientierung / Ressourcenorientierung
  • Theoretisches Wissen zum Entwicklungsstand der Klienten
  • Ziel im Auge behalten


5.2      Interventionswissen – Wie kann ich als professionelle Fachperson handeln?

5.3      Erfahrungswissen – Woran erinnere ich mich, was kenne ich aus ähnlichen Situationen?

5.4      Organisations- und Kontextwissen – Welche Rahmenbedingungen beeinflussen mein Handeln?

5.5      Fähigkeiten – Was muss ich als professionelle Fachperson können?

  • Selbstsicherheit
  • Bestimmtheit
  • Erfahrung in Durchführung von Mediation
  • Erfahrung und Wissen über die Klientinnen und deren Persönlichkeiten und Hintergründe
  • Fähigkeiten zum Beziehungsaufbau
  • Fähigkeiten zur Gesprächsführung
  • Eigen-/Selbstverantwortung der Klientinnen fördern
  • Professioneller Umgang mit Konflikt-/Stresssituationen

 

5.6      Organisationale, infrastrukturelle, zeitliche, materielle Voraussetzungen – Womit kann ich handeln?

  • Raummöglichkeiten für ungestörtes Gespräch
  • Zeitressourcen für Gesprächsdurchführung
  • Bereitschaft zur Konfliktlösung der Klientinnen
  • Unterstützung durch Mitarbeiterin(nen)
  • Absprache mit Mitarbeiterin(nen)

 

5.7      Wertewissen – Woraufhin richte ich mein Handeln aus? Welches sind die zentralen Werte in dieser Situation, die ich als handelnde Fachperson berücksichtigen will?

  • Adäquate Konflikterfassung: im Rahmen des Gruppenabends wird der Konflikt schnell als solcher erfasst und angesprochen.
  • Allparteiliche Empathie: Mitarbeiterinnen gehen auf beide Jugendlichen verständnisvoll und im gleichen Mass ein.
  • Ständige, reflektierte Wertüberprüfung: die Mitarbeiterinnen sind sich der Werte der Institution bewusst und reflektieren laufend sowohl die eigenen Werte, als auch die der Jugendlichen. 
  • Rollenadäquates Handeln: die Mitarbeiterinnen handeln entsprechend ihrer Rolle, indem sie im Gruppengespräch klare Grenzen setzen und später Unterstützung und Anleitung in der Konfliktlösung bieten.
  • Initiative: den Jugendlichen wird aktiv Konfliktbearbeitung angeboten.
  • Partizipation: die Jugendlichen werden in den gesamten Prozess einbezogen.
  • Gelingende Kommunikation: die Mitarbeiterinnen setzen ihre verschiedenen kommunikativen Fähigkeiten und Fertigkeiten angemessen ein

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